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Traumpaare

Von Barbara Maey | 25. April 2022

Erinnern Sie sich an die autofreien Sonntage in den 70er Jahren? Auf den Schweizer Strassen und Autobahnen wurde gepicknickt, spaziert und Velo gefahren.

Bologna ist an den Wochenenden zwar nicht ganz autofrei, aber immerhin sind es die grossen Boulevards und deren Seitengassen im historischen Zentrum. Und auch hier wird der Raum in Beschlag genommen: Menschenmengen flanieren, die Cafés stellen ihr Mobiliar auf die Strasse, anstelle von Autos stehen auf den Parkfeldern lange Tische, wo der Pranzo genossen wird, der sich bis in den späten Nachmittag zieht. So lässt sich leben!

Bologna hat drei Spitznamen. La Dotta, weil hier die älteste Universität ist, die noch in Betrieb ist – die Alma Mater Studiosa wurde 1088 gegründet. La Rossa, weil das mittelalterliche Bologna vorwiegend aus rotem Backstein gebaut wurde und weil es seit dem zweiten Weltkrieg – abgesehen von einem kurzen Intermezzo – immer eine linke Regierung hatte. La Grassa, weil die lokale Küche sehr üppig ist: Lasagne, Tagliatelle al Ragù, Tortellini – die Bolognesi haben’s erfunden.

In der Via Pescherie Vecchie reiht sich ein Delikatessengeschäft ans andere. Delikatessen, das heisst in Bologna vor allem Käse, Salami, Prosciutto und Mortadella. An kleinen Bartischen in der Gasse werden diese auch gleich mit dem passenden Wein serviert. Das erste Traumpaar heisst Mortadella und Rosé. Fettig, salzig, würzig der eine, fruchtig, saftig, mit knackiger Säure der andere. Der Rosé muss nicht still sein, auch ein Rosé Spumante ist ein guter Partner.

Das Abendessen geniesse ich in einem ausgezeichneten, einfachen Lokal in der Halle des Mercato delle Erbe. Zu den hausgemachten Tagliatelle al Ragù trinke ich einen trockenen Lambrusco – und das ist das zweite Traumpaar. Lambrusco ist zu Unrecht verpönt als mit Kohlensäure versetzter, billiger, süsser Rotwein. Ein guter Lambrusco hat eine natürliche Kohlensäure aus der zweiten Gärung – bei manchen ist das gar eine Flaschengärung.

Was die Traumpaare angeht, so ist die Einleitung in diesem Beitrag wohl etwas lang geraten. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass das eigentliche Traumpaar dieser Kolumne Bologna und La Terroiriste heisst… Ich gelobe Besserung!

Zur Autorin

Im Wein soll die Wahrheit liegen, sagten die Römer. Und die ist bekanntlich subjektiv – genauso wie Wein letztlich Geschmackssache ist. Barbara Maey bloggt als La Terroiriste über ihre Wahrheiten und Lieblingsweine, aber auch über Anbaumethoden und den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol. Viel Spass bei der Lektüre!


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