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Risikominimierung

Von Barbara Maey | 7. April 2021

Seit ich vor einigen Jahren mit Skifahren aufgehört habe, habe ich mir vorgenommen, es einmal mit Langlaufen zu versuchen. Dieses Jahr sah ich den Moment gekommen und buchte 90 Minuten Privatunterricht im Skaten. Die Lektion endete jedoch bereits nach 20 Minuten, denn ich stürzte so unglücklich, dass ich mir den linken Arm brach.

Und da sitze ich nun vor einer Weinflasche mit dem Korkenzieher in der Hand und muss einsehen, dass sich die Flasche ohne Gegendruck und -zug nicht öffnen lässt.

Wie gut, dass es seit geraumer Zeit den Drehverschluss für Weinflaschen gibt: ich klemme die Flasche zwischen die Knie, drehe den Verschluss einhändig auf und schon fliesst der Grüne Veltliner ins Weinglas.

Doch haben die Drehverschlüsse neben dieser praktischen Seite noch andere Vorteile? Aufgekommen sind sie Ende der 50er Jahre als Alternative zum Naturkorken. Diesem gegenüber haben sie einen eindeutigen Vorteil: es kann sich kein Korkgeschmack im Wein entwickeln. Immerhin 2 – 5 % aller Weine sind von diesem Fehler betroffen. Dass der Wein durch den Korkverschluss «atmen» kann und dadurch besser reift, ist purer Unsinn. Das Gegenteil ist der Fall: könnte tatsächlich Luft in die Flasche eindringen, würde der Wein oxidieren und würde ungeniessbar. Ein guter Korken ist luftdicht, genau wie ein guter Drehverschluss. Es hat sich auch gezeigt, dass Weine mit Drehverschluss ebenso gut reifen wie Weine mit Korken. Es steht also mittlerweile ungefähr drei zu null für den Drehverschluss (ok, mein gebrochener Arm zählt höchstens als halber Punkt). Warum nur ist dieser denn nicht häufiger anzutreffen? Die Antwort lautet: Mythen (wie die Geschichte mit dem «Atmen») und Nostalgie: Drehverschlüsse haben keinen Stil, das Ritual des Entkorkens mit dem Ploppgeräusch fehlt und so weiter. Ich gebe es zu, ich liebe dieses Ritual auch.

Ist der Korken als Verschluss zu retten? Soll er gerettet werden? Wie steht es mit der Nachhaltigkeit? Wie auch immer, für NostalgikerInnen gibt es einen Silberstreifen am Horizont: eine Maschine, die mit Hilfe eines Massenspektrometers potenziell fehlerhafte Korken aussortiert. Risikominimierung! Vielleicht nicht auf der Loipe, aber beim «Zapfen».

Zur Autorin

Im Wein soll die Wahrheit liegen, sagten die Römer. Und die ist bekanntlich subjektiv – genauso wie Wein letztlich Geschmackssache ist. Barbara Maey bloggt als La Terroiriste über ihre Wahrheiten und Lieblingsweine, aber auch über Anbaumethoden und den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol. Viel Spass bei der Lektüre!


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